Aus Facebook wird Meta – Was bedeutet Metaverse Marketing für Unternehmen?
Von Hannah Herrmann
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Facebook ändert seinen Namen und zeigt auf, wohin die Reise in den kommenden Jahren gehen soll. Die gute Nachricht: mittelfristig ändert sich erstmal nicht viel. Auf lange Sicht aber möglicherweise alles. Wir erklären, was hinter der Namensänderung steckt, wie Facebooks Vision aussieht und welche Potentiale sich für ein Metaverse Marketing ergeben.
Das Metaversum als Nachfolger des mobilen Internets
Metaverse ist mit rund 677.000 Anfragen bei Google eins der meistgesuchten Wörter der letzten Wochen. Hinter dem Begriff steht die Vision eines virtuellen Raums, der als Parallelwelt neben der realen Welt existieren soll. Vorgestellt wurde die Vision am 28. Oktober von Facebooks CEO Mark Zuckerberg, in dessen Rahmen auch die Namensänderung von Facebook zu Meta bekanntgegeben wurde. Eine neue Idee ist das Metaversum aber keineswegs. Schon 1992 wurde der Begriff durch den dystopischen Roman „Snow Crash“ von Neal Stephenson geprägt.
Zuckerberg beschreibt das Metaverse als „ein verkörpertes Internet, in dem man Inhalte nicht nur anschaut, sondern in ihnen steckt und sie via Virtual Reality direkt erlebt“. In der nächsten Stufe des Internets soll man also nicht mehr nur Betrachter*in eines Bildschirms sein, sondern sich so fühlen, als wäre man direkt vor Ort. Dies geschieht in Form eines Avatars, mit dem man sich in der virtuellen Realität bewegen und mit anderen Avataren kommunizieren und interagieren kann. Auf diese Weise formt jede*r selbst ein Teil des Metaversum. Basierend auf verschiedenen Definitionen von Expertinnen und Experten charakterisieren verschiedene Faktoren das Metaversum:
- Persistent (beständig) – Das Metaverse wird kontinuierlich weitergeführt, unabhängig davon, ob man online oder offline ist
- User-defined (benutzerdefiniert) – Personen können im Metaversum interagieren, leben, sich connecten, Dinge kreieren und es so formen
- Everyday (alltäglich) – Im Metaversum verschmelzen die reale und die virtuelle Welt nahtlos
- Interoperable (interoperabel) – Alle Aktivitäten, Handlungen und Identitäten sind an keine Plattform gebunden, sondern über verschiedene Plattformen übertragbar
- Limitless (grenzenlos) – Es gibt kein Limit für die Anzahl der Nutzer*innen, Erfahrungen oder Welten
- Social and reactive (sozial und reaktiv) – Das Metaversum bietet Raum, um Kontakte zu knüpfen, bestehende Verbindungen zu stärken und Gemeinschaften zu schaffen – in Echtzeit
Das Metaversum besteht unabhängig davon, ob man offline oder online ist. Es soll eine nahtloser Übergang zwischen der realen Welt und der Parallelwelt möglich sein. So zeigt Zuckerberg in einer Präsentation beispielsweise, wie sich sein Avatar im Metaversum mit Mitarbeiter*innen in einem Meeting befindet und dann einen Videoanruf seiner Frau aus der realen Welt erhält und annimmt. Die Trennung des Social Media Lebens vom realen Leben, so wie sie jetzt besteht, soll im Metaversum aufgehoben werden. Stattdessen ist die Verschmelzung beider Welten das Ziel. Alle Aktivitäten aus dem realen Alltag der Menschen sollen auch im Metaversum stattfinden. In der Keynote, in der Mark Zuckerberg das Metaversum vorstellt, werden die folgenden Bereiche thematisiert:
- Soziale Beziehungen
- Unterhaltung
- Gaming
- Fitness
- Arbeitsleben
- Bildung
- Commerce
Auch wenn Facebook bzw. Meta sich als Hauptgründer des Metaversum versteht, geht es natürlich weit darüber hinaus. Alle Handlungen, Aktivitäten und Identitäten sind an keine Plattform gebunden, sondern über verschieden Plattformen übertragbar. Facebook ist auch nicht der erste und einzige Konzern, der an der Vision eines Metaverse arbeitet. Bereits 2003 verfolgte das Spiel “Second Life” den Ansatz einer Online-3D-Infrastruktur. Es stellte eine von Benutzer*innen gestaltete virtuelle Welt, ein Metaversum, dar, in der Menschen durch Avatare interagieren, spielen, Handel betreiben und anderweitig kommunizieren können. Während Second Life inzwischen wieder von der Bildfläche verschwunden ist, sind Spieleplattformen wie Fortnite oder Roblox Vorreiter, die dieser Idee bisher am nächsten kommen.
Quelle: The Metaverse and How We’ll Built It Together
Metaverse Marketing – Was bedeutet das für das Social Media Marketing?
Im Metaversum bieten sich viele neue Möglichkeiten für Marken und Unternehmen, mit ihren Fans, (potenziellen) Kund*innen und Kooperationspartner*innen zu interagieren und zu kommunizieren. Es ist anzunehmen, dass es eine Entwicklung weg von einem 2D Feed hin zu einer 3D Social Media Community geben wird. Zum Beispiel kann dann gemeinsam an Aktivitäten und Events teilgenommen werden. Unternehmen können mit virtuellen Billboards bei Veranstaltungen von Dritten werben oder eigene Installationen in der virtuellen Welt einfügen, mit denen Nutzer*innen interagieren können, statt Werbung nur anzusehen.
Aber damit nicht genug. Mittels AR-Brillen und Eyetracking kann zukünftig in Echtzeit erfasst werden, was Personen ansehen, was nicht und wie sich eine Person dabei fühlt. So wird die Entwicklung vom Massen- zum Zielgruppenmarketing weiter differenziert und zu einem individualisierten Marketing werden. Und das hat nicht nur Auswirkungen in der Parallelwelt, auch offline könnten die im Metaversum gewonnen Daten für Unternehmen gewinnbringend eingesetzt werden.
Das heißt aber auch: das Social Media Marketing muss sich anpassen. Neue Technologien wie Virtual Reality, Augmented Reality und Künstliche Intelligenz müssen Teil der zukünftigen digitalen Marketingstrategie werden, wenn Unternehmen im Metaversum stattfinden wollen. Und die steigende Zahl der Verkäufe von Virtual Reality Software in den letzten Jahren zeigt, dass die ersten Unternehmen sich bereits darauf vorbereiten.
Quelle: Social Media Today
Schöne neue Welt? Nicht ganz.
Neben vielen technischen Fragen zur Umsetzung und Bereitstellung eines Metaversum, die bislang noch unbeantwortet sind, bleiben auch die “alten” Probleme unserer jetzigen Social Media Welt bestehen – Stichwort Privatsphäre und Datenschutz. Die Sorge um die Privatsphäre dürfte im Metaversum weiterwachsen. Denn, wenn die eigene Wohnung in allen Einzelzeiten skizziert wird, kann dann noch die physische Privatsphäre gewährleistet werden? Oder kann in einer Virtual Reality garantiert werden, dass Gespräche bei einem virtuellen Brunch mit Freund*innen privat bleiben? Und wie sieht das mit dem eigenen Avatar aus? Enthält die virtuelle Version der eigenen Person auch persönliche Informationen, die von Dritten ausgeschöpft werden können?
Noch wichtiger ist natürlich die Frage nach dem Eigentum: Wem gehören all die Daten, Informationen und Ideen, die im Metaverse entstehen? Den Personen selbst oder doch dem Konzern, der die Plattform zur Verfügung stellt? Und was wird mit den gesammelten Daten angestellt? Denn wenn beispielsweise ein Unternehmen eine virtuelle Version seiner selbst im Metaversum erstellt, bedeutet das auch, dass damit alle Informationen virtualisiert werden. Das reicht von Kund*innen- und Mitarbeiter*innen-Daten über empfindliche Forschungsdaten bis hin zu Betriebsgeheimnissen. Auch, woher die nötige Energie für das Betreiben einer solchen daten-intensiven Umgebung kommen soll und welchen Einfluss wir damit auf den Klimawandel hätten, wird noch nicht thematisiert.
Der Weg zur Parallelwelt ist noch weit
Abschließend ist festzuhalten, dass das Metaversum Stand jetzt zwar mehr als nur ein Trend, aber dennoch bisher nicht viel mehr als eine Vision ist. Nichtsdestotrotz gibt es viele Unternehmen, die daran arbeiten, es Wirklichkeit werden zu lassen. Wir stehen der Vision gleichermaßen beeindruckt wie vorsichtig gegenüber. Wie seht Ihr das? Was ist Eure Meinung zum Thema Metaversum?
Ihr habt noch Fragen zum Metaverse Marketing, Anmerkungen, Kritik oder Themenwünsche? Schreibt uns an hallo@somengo.de, via Instagram Direct oder im Facebook Messenger. Wir freuen uns auf Eure Nachrichten!