Anonyme Q&A? Die Snapchat-Erweiterung macht‘s möglich
„You only live once” („Du lebst nur einmal.“), damit verbinden viele bisher das Akronym YOLO, welches dazu auffordert, das Leben zu genießen, Spaß zu haben und etwaige Konsequenzen außer Acht zu lassen. Doch das könnte sich zukünftig ändern. Bereits im Mai schoss die App „YOLO“, direkt nach Veröffentlichung, auf Platz 1 des amerikanischen AppStores und hielt sich über 5 Wochen in den Top 10. Doch was steckt hinter der Snapchat-Erweiterung und wie können Unternehmen von ihrer Anwendung profitieren?
YOLO – eine App geht viral
Mit YOLO ist es möglich, anonymisierte Frage- und Antworten-Runden bei Snapchat durchzuführen. Die App funktioniert jedoch nicht eigenständig, sondern setzt Snapchat voraus. Nach der Anmeldung könnt Ihr Sticker und Overlays in Eure Storys einbinden und Eure Follower dazu auffordern, Euch anonyme Fragen zu stellen („Send me honest messages“). Wurde Euch eine Nachricht gesendet, seht Ihr diese in der YOLO APP, könnt sie beantworten oder wiederum in Eurer Story teilen. Ihr könnt jedoch keine Fragen an Kontakte oder Follower senden, wenn diese nicht selbst den YOLO-Sticker in ihrer Story verwendet haben.
Quelle: eu.usatoday.com
Zukunftsweisend oder just for fun?
Nicht nur für Privatpersonen bietet YOLO eine einfache Möglichkeit, um herauszufinden, was andere Personen über sie denken. Auch Unternehmen und Marken könnten möglicherweise von der App profitieren und neben dem Schalten von Werbeanzeigen selbst anonyme Fragerunden veranstalten. Durch ehrliche und authentische Antworten könnten Unternehmen positiv im Gedächtnis der Nutzer bleiben, neue Kunden gewinnen und die Beziehung zu Bestandskunden stärken.
Andere anonymisierte Apps wie JODEL genießen im deutschsprachigen Raum bereits große Beliebtheit. Die Anwendung ist jedoch ortsbasiert und spricht hauptsächlich eine studentische Zielgruppe an. Yolo-Gründer Henrion und Clement Raffenoux sehen in ihrer APP viel Potential, das sie weiter ausbauen werden. Zukünftig soll sie unabhängiger von Snapchat genutzt werden können und anonyme, interessenspezifische Gruppenchats ermöglichen.
Anonymität – Fluch oder Segen?
Besonders bei jungen Nutzern ist Snapchat nach wie vor sehr beliebt. Dass gerade diese Zielgruppe auch für Cyber-Mobbing besonders anfällig ist, kann durch die Anonymität der Fragen noch stärker zum Problem werden. Vergleichbare Apps wie „Sarahah“, die 2017 erschien, versuchten sich zuvor schon am Konzept, anonyme Fragen über Snapchat zu stellen. Aufgrund von Mobbing-Vorwürfen wurde die App jedoch schon bald wieder von Google und Apple entfernt. Ob YOLO das gleiche Schicksal ereilt, bleibt abzuwarten. Zwar wird mobbenden Nutzern mit dem Verlust ihrer Anonymität gedroht, ob und wie das funktioniert, wird sich aber wohl erst in Zukunft zeigen.
Das Konzept, sich anonym mit anderen Nutzern austauschen zu können, ist nicht neu. Dennoch hat YOLO – zumindest in den USA – einen rasanten Aufstieg geschafft. Für Unternehmen könnte die Plattform einen Weg bieten, die Beziehung zu ihren Kunden zu stärken. Derzeit ist die Anwendung eine spaßige Erweiterung für Snapchat, für eine eigen App fehlt es jedoch noch an mehr eigenständigen Funktionen. Ob YOLO in Deutschland ähnliche Erfolge feiern kann wie in den USA oder ob die Anonymität zum Problem wird bleibt abzuwarten. Dennoch lohnt es sich, diese neue App im Auge zu behalten.