Für mehr Authentizität in Social Media: Ist BeReal die neue Trend-Plattform?
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Der Grund für die Beliebtheit von Social-Media-Plattformen war ursprünglich der, dass die Nutzer*innen einen Blick in das „reale“ Leben ihrer Freund*innen, Kontakte und von Prominenten werfen konnten. Dank Filtern und der Jagd nach immer mehr Followern gelten Instagram und Co. aber schon länger nicht mehr als Plattformen für das wahre Leben, sondern als Umgebung, in der zahlreiche Nutzer*innen eine idealisierte Version ihrer selbst präsentieren. Eine neue Social-Media-App will nun genau gegen dieses Phänomen steuern: BeReal. Doch welches Potenzial hat die Trend-Plattform? Wir haben sie uns einmal genauer angesehen.
Woher kommt der plötzliche Hype um BeReal?
Obwohl es BeReal bereits seit Dezember 2019 gibt, haben die meisten Nutzer*innen die App erst in diesem Jahr heruntergeladen. Ganze 65% der Downloads fanden erst 2022 statt. Besonders beliebt ist BeReal bei der Generation Z, aber auch die Millenials machen einen nicht unwesentlichen Anteil der Nutzer*innen aus. Doch woher kommt die plötzliche Beliebtheit von BeReal? Der Haupt-Grund hierfür dürfte wohl die Authentizitäts-Strategie der Plattform sein. Die derzeit größten Social-Media-Plattformen wie Instagram oder TikTok konkurrieren um die Gunst der Gen Z und wollen sich durch immer neue Features übertrumpfen. Währenddessen möchte BeReal zwischen all den Filtern und inszenierten Posts vor allem echte Menschen und echte Momente in den Vordergrund stellen. Dazu werden die Nutzer*innen aufgefordert, einen spontanen Beitrag pro Tag an ihre Freunde zu schicken. Und das Konzept scheint aufzugehen.
Wie funktioniert die Trend-App und was macht sie so besonders?
Das Grundprinzip von BeReal ist denkbar einfach: Einmal am Tag bekommen die Nutzer*innen zu einem zufälligen Zeitpunkt eine Push-Benachrichtigung, in der sie aufgefordert werden, jetzt ein Foto zu machen. Im Anschluss bleiben genau zwei Minuten für eine spontane Aufnahme – viel Zeit für Makeup oder Bildbearbeitung ist da nicht. Zudem verwendet die App sowohl die Front- als auch die Rück-Kamera, sodass sowohl die Umgebung als auch Euer Gesicht zu sehen sind. Zwar könnt Ihr auch nach dem Zwei-Minuten-Fenster noch ein Bild hochladen, doch die anderen Nutzer*innen werden über den verspäteten Beitrag informiert. Zudem habt Ihr mehrere Versuche für ein Foto, doch auch darauf werden Eure Follower*innen hingewiesen. Genau wie bei Snapchat verschwinden Eure Posts nach 24 Stunden wieder.
Auch die Reaktionen auf Beiträge funktionieren hier anders als wir es von den gängigen Social-Media-Plattformen gewohnt sind. Ihr könnt auf Beiträge reagieren, jedoch nicht über Likes, sondern nur mit einem Selfie. Wer lieber Worte als Bilder nutzt, kann die Kommentar-Funktion verwenden. Zusätzlich zu Euren Kontakten gibt es auch einen Discovery-Feed, in dem Ihr Fotos von Nutzer*innen aus der ganzen Welt ansehen könnt. Ihr könnt anderen Personen bei BeReal folgen, jedoch gibt es keine öffentliche Anzeige der Follower-Zahlen. Den Druck, möglichst viele Follower zu erhalten, gibt es also bei BeReal ebenfalls nicht – ein weiterer wichtiger Schritt für mehr Authentizität.
Keine Likes, keine Follower – warum solltet Ihr dann etwas posten? Ganz einfach: Erst wenn Ihr Euer eigenes Bild gepostet habt, könnt Ihr Euch die Aufnahmen Eurer Kontakte ansehen. Nur stiller Zuschauer sein, funktioniert hier also nicht.
Quelle: apps.apple.com
BeReal möchte aber noch einem weiteren Kritikpunkt vieler Social-Media-Plattformen entgegenwirken. Denn besonders TikTok und Reels ziehen mit ihrem unendlichen vertikalen Feed die Nutzer*innen in ihren Bann und machen regelrecht süchtig. Dem möchte BeReal entgegenwirken, denn die App setzt auf die Devise „ein Post pro Tag“. Dass diese Verknappung funktionieren kann, zeigt Wordle, das virale Puzzlespiel der New York Times. Wordle setzt ebenfalls auf nur ein Spiel pro Tag und sorgt so dafür, dass die Nutzer*innen immer wieder kommen. Eine Content-Flut wird es also bei BeReal eher nicht geben.
BeReal im Social-Media-Marketing – Go oder No-Go?
Interessant wird auch zu sehen sein, welches Potenzial für das Social-Media-Marketing in BeReal steckt. Denn wenn die App weiter an Beliebtheit gewinnt, werden sich sicher auch schon bald die ersten Unternehmen in ihr einfinden. Ähnlich wie Snapchat könnte BeReal für Unternehmen eine Möglichkeit bieten, authentische Inhalte in Echtzeit mit ihrer Zielgruppe zu teilen und so Vertrauen zur Marke zu schaffen. Doch durch die Spontanität und damit schlechte Planbarkeit der Inhalte stellt die App schwierige Anforderungen an Unternehmen. Denn diese müssen dann rund um die Uhr bereit sein, Inhalte zu teilen – die dann aber auch entsprechend authentisch und gehaltvoll sein sollten. Somit bietet BeReal nicht gerade die idealen Voraussetzungen für Marken und es bleibt die Frage, ob diese von den Nutzer*innen überhaupt akzeptiert werden würden. Wir könnten uns vorstellen, dass BeReal durch seine Authentizität vor allem auf Kampagnenebene im Recruiting und Employer Branding eingesetzt werden kann. Doch wir sind gespannt, ob es mutige Unternehmen gibt, die die App auf ihre ganz eigene Art nutzen.
BeReal als Mittel gegen den Druck in der Social-Media-Welt?
Das Grundprinzip von BeReal kommt in Zeiten des übertriebenen Perfektionismus in der Social-Media-Welt gerade recht. Durch die Rückbesinnung auf den eigentlichen Zweck von Social Media – authentische Inhalte mit seinen Freunden und Kontakten teilen – sorgt die App für frischen Wind. Doch auch viele andere Apps haben bereits versucht, Generation Z in Echtzeit zu verbinden und sind langfristig dennoch gescheitert. Ob die Plattform tatsächlich eine Konkurrenz für Instagram, TikTok und Co. wird oder ob sie nach einem kurzen Hype wieder verschwindet, wird sich noch zeigen. Wir erinnern uns hier besonders an die einst gehypte App Vero, die es nicht schaffte, einen Platz in der Riege der wichtigsten Social-Media-Kanäle einzunehmen. Wir sind gespannt, ob BeReal das besser macht und sich in der Social-Media-Welt etablieren kann.
Wenn Ihr nun neugierig geworden seid, könnt Ihr BeReal direkt ausprobieren. Anders als bei Clubhouse braucht Ihr hierfür keine Einladung, sondern könnt die App für Android und iOS herunterladen. Berichtet uns natürlich auch gerne über Eure Erfahrungen.
Ihr habt noch Fragen zu BeReal, Anmerkungen oder Themenwünsche? Schreibt uns gern an hallo@somengo.de, via Instagram Direct oder im Facebook Messenger. Wir freuen uns auf Eure Nachrichten!