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Mastodon – Eine Alternative für Twitter?

16. Juni 2020 

In unserem Alltag begleiten uns täglich zahlreiche soziale Netzwerke und alle sind auf ihre Art individuell. Eines haben jedoch alle Social-Media-Kanäle gemein: die Gewinnerzielungsabsicht. Diese wird meist entweder durch den Verkauf von Werbung oder Nutzerdaten erzielt. Was wir sehen, wird von Algorithmen bestimmt, deren Ziel es ist, uns möglichst lange auf einer Plattform zu halten. Das machen sich auch zweifelhafte Organisationen zu Nutze, die dann beispielsweise Wahlmanipulation betreiben. Aus diesem Grund werden inzwischen immer mehr Alternativen zu den herkömmlichen Social-Media-Netzwerken geboten und von mehr und mehr Menschen genutzt. Eine davon ist das Twitter-ähnliche App Mastodon, die eine dezentrale Alternative zu Twitter sein will.

Update – 08.11.2022

Seit der Twitter-Übernahme durch Elon Musk sind zahlreiche Nutzer*innen auf der Suche nach einem „neuen Twitter“. Und viele von ihnen scheinen es in Mastodon zu finden. Laut eigener Aussage sind vor allem in der ersten Novemberwoche eine Menge neuer Nutzer*innen beigetreten 230.000 neue User hat Mastodon in den letzten Tagen gewinnen können. Die Rekord-Downloads sorgen damit für einen neuen Höchststand bei der Nutzerzahl. Insgesamt kann die Open-Source-Plattform nun 655.000 aktive Mitglieder verzeichnen. Es ist anzunehmen, dass sich noch zahlreiche weitere Twitter-User von der App abwenden und sich nach Alternativen umsehen. Wir sind also gespannt, wohin die Reise für Mastodon geht.

Was ist Mastodon?

Mastodon ist ein offenes soziales Netzwerk, das vom Jenaer Programmierer Eugen Rochko ins Leben gerufen und bereits im Jahr 2016 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Der Name beschreibt dabei ein Mammut oder Rüsseltier aus vergangenen Zeiten und setzt dem Twitter-Vogel somit etwas Massives entgegen. Mastodon ähnelt in vielen Punkten Twitter: Ihr könnt kurze Mitteilungen verfassen, die als „Toot“ (Tröten) bezeichnet werden, Beiträge kommentieren und anderen Nutzern folgen. Mit maximal 500 Zeichen sind die Beiträge aber bedeutend länger als bei Twitter. Ein weiterer Unterschied ist, dass Ihr bei der Erstellung wählen könnt, ob Ihr den Toot mit einer „Content Warning“ versehen wollt, sodass andere Nutzer der Anzeige erst zustimmen müssen. Damit könnt Ihr sensible Inhalte verbergen oder die Lösung eines Spiels bzw. die Pointe eines Witzes verstecken. Zudem müssen die Toots nicht öffentlich gepostet werden, sondern lassen sich auf bestimmte Personengruppen beschränken. Während Ihr bei Twitter nicht festlegen könnt, wer Euch folgt, könnt Ihr dies bei Mastodon vielfältig festlegen. Ihr könnt einstellen, dass Euch Mastodon-Nutzer nur nach Zustimmung oder auch, dass Euch ausschließlich private Nutzer folgen können.
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Quelle: dailydot.com

Wie funktioniert die Plattform Mastodon?

Während bei Twitter ein globales Netz zur Verfügung steht, ist Mastodon dezentral aufgebaut und betreibt ein Netzwerk von mehr als 2.700 Servern. Es besteht aus vielen verschiedenen Knotenpunkten, den sogenannten Instanzen. Fällt eine Instanz aus, gibt es sofort Ersatz. Ihr könnt Euch also einen Server aussuchen, dem Ihr vertraut. Die Instanzen werden von Freiwilligen betrieben und unterscheiden sich nicht nur in ihrer Domain, sondern auch in ihren Inhalten. Einige richten sich an bestimmte Interessengruppen, viele sind offen für jeden. Um passende Instanzen für Euch zu finden, könnt Ihr beispielsweise einen Fragebogen ausfüllen. Ein weiterer Vorteil gegenüber Twitter ist, dass durch die Aufteilung auf die verschiedenen Instanzen eine besondere Vielfalt bei den Nutzernamen möglich ist.

Mastodon als Twitter-Alternative für Behörden?

Seit Inkrafttreten der DSGVO ist rechtlich umstritten, ob Behörden und andere staatliche Einrichtungen Social-Media-Accounts betreiben dürfen. 2018 urteilte der Europäische Gerichtshof, dass der Betrieb einer Facebook-Seite durch Behörden nur dann zulässig sei, wenn eine Sondervereinbarung mit den Plattformbetreibern über die Verarbeitung personenbezogener Daten vorliege. Während dabei zunächst nur Facebook im Vordergrund stand, sprang die Diskussion schnell auch auf den Microblogging-Dienst Twitter über. Viele Behörden mussten daraufhin ihre Twitter-Accounts löschen. Nun ziehen einige Behörden und staatliche Institutionen einen Wechsel zu Mastodon in Betracht. Vorreiter hierbei ist Baden-Württemberg, dessen Landesdatenschutzbeauftragter seinen Twitter-Account Anfang des Jahres wegen rechtlicher Bedenken löschte.

Wie sieht die Zukunft von Mastodon aus?

Inzwischen verbucht die Plattform 3.8 Millionen Nutzer*innen weltweit. Dass Mastodon Twitter nicht ersetzen kann, ist klar. Doch es zeigt, dass es offene, freie, dezentrale und nicht-kommerzielle Alternativen zu Twitter gibt – es braucht nur genügend Menschen, die sie auch nutzen. Besonders für Behörden und öffentliche Institutionen kann Mastodon zukünftig ein wichtiger Kommunikationskanal werden.

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